Adventskranz - Woher kommt dieses Brauchtum?

Das Wichtigste in Kürze

• Die heimeligste und kuscheligste Zeit des Jahres steht wieder bevor.
• Wenn es draussen kalt und dunkel wird, machen wir es uns einfach in der Stube hell und gemütlich.
• Zur Vorweihnachtszeit gehört auf jeden Fall der Adventskranz, es gibt ihn in verschiedenen Varianten.
• Doch wer hatte ursprünglich die Idee für diesen Kerzenkranz?

Wir schreiben das Jahr 1839. In Mitteleuropa herrscht zwar keine akute Hungersnot, doch alle paar Jahre kommt es zu Missernten. Kriege werden zu dieser Zeit auf dem Kontinent ebenfalls nicht geführt, und seit den Schlachten um die Basler Kantonstrennung sind auch schon wieder ein paar Jahre vergangen. Doch viele Menschen sind arm bis bettelarm, und am schlimmsten trifft es – wie so oft – die Kinder. In Norddeutschland kümmert sich ein evangelischer Theologe um den Nachwuchs aus den ärmsten Familien.

Wie der Adventskalender verkürzt auch der Kranz die Wartezeit aufs Fest

Zahlreiche Mütter und Väter schaffen es kaum, ihre Kinder zu ernähren geschweige denn ihnen Bildung angedeihen zu lassen. In Hamburg hat der Theologe und Sozialpädagoge Johann Hinrich Wichern ein Herz für die Ärmsten der Gesellschaft – und gründet 1833 das «Rauhe Haus», eine Stiftung, die ursprünglich für straf- oder verhaltensauffällige Kinder gedacht war.

Doch nach ein paar Jahren nimmt das Rauhe Haus auch verwahrloste Kinder auf, bereits 1835 richtet Wichern eine Mädchenanstalt ein. Weil in der Einrichtung nicht nur die schulische, sondern auch die religiöse Erziehung eine wichtige Rolle einnimmt, lässt sich Leiter Wichern im Jahr 1839 eine Besonderheit einfallen. Er erfindet den Adventskranz.

Der Adventskranz dient auch zum Lernen

Der erste Adventskranz der Welt dürfte gleichzeitig auch der grösste gewesen sein. Wichern schmückt nämlich ein Wagenrad mit Kerzen, von denen vier weiss und gross sind – diese werden nur an Sonntagen angezündet – und die übrigen klein und rot. Die Zahl der roten Lichter wechselt von Jahr zu Jahr, weil die Adventszeit immer unterschiedlich lang ist – was bis heute der Fall ist.

Und auch für ein schmückendes Beiwerk kann sich Wichern 1839 noch nicht begeistern, erst 1860 schmücken die Menschen ihre Kränze zusätzlich mit Tannengrün. Dafür hat der Wichernkranz, wie die ursprüngliche Form genannt wird, eine mathematisch-pädagogische Funktion: Mit der Anzahl der Kerzen zeigte der Adventskranz damals die Anzahl der Tage an, bis es Weihnachten wurde. So sollten die Kinder das Zählen lernen. Und ausserdem wurde die lange Wartezeit bis zum Fest so ein wenig erträglicher.

Mehr Licht und ein Symbol der Unendlichkeit

Ob es von Beginn an Wicherns Absicht war, mit dem Wagenrad auch gleich ein kreisrundes Symbol für die Unendlichkeit Gottes (kein Anfang, kein Ende) als Adventskranz zu entwerfen, sei dahingestellt. Ein wunderschöner Nebenaspekt des Kranzes war allerdings, dass es im Raum jeden Tag ein wenig heller wurde, da täglich eine weitere Kerze entzündet wurde, an jedem Sonntag eine grosse, weisse Kerze und an jedem Wochentag eine kleine rote. So flutete von Tag zu Tag mehr Licht durch das Zimmer.

Wie der Adventskalender hat also auch der Adventskranz seinen Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts – der Kranz allerdings ist zwölf Jahre älter. Ein paar schöne Adventskalender zum Verschenken oder zum Selbstgebrauch finden Sie übrigens hier.