In den Bergen vom Gewitter überrascht - Wie Sie sich jetzt verhalten sollten

Das Wichtigste in Kürze

• Dass man sich gut vorbereiten sollte auf eine Bergtour im Sommer, ist wohl den meisten Gipfelstürmern klar.
• Doch trotz ausgefeilter Wetter-App und guter Vorhersagen: Lokale Unwetter können in den Bergen dennoch ohne grosse Vorwarnung und Vorlaufzeit entstehen.
• Seien Sie schon während der Tour immer wachsam und achten Sie auf Wind und Wolken.
• Wenn es zum Äussersten kommt, nämlich zur schutzlosen Ausgesetztheit im Unwetter, gibt es einige Dinge zu beachten, die überlebenswichtig sind.

Trotz Wetter-App und akribischer Vorbereitung passiert es immer wieder, dass Wanderer im Gebirge vom Gewitter überrascht werden. Versuchen Sie zunächst, einen Notruf abzusetzen, womöglich gibt Ihnen die Bergrettung einen wertvollen Tipp, wo Sie ganz in der Nähe eine Schutzhütte oder eine Biwakschachtel finden. Doch auch ein heftiges Unwetter in grosser Höhe überstehen Sie, wenn Sie sich an ein paar grundlegende Dinge halten. Ausreichend Verpflegung dabeizuhaben, etwa platzsparende und kräftigende Riegel, gehört ausdrücklich dazu.

Die oberste Pflicht: Ruhe bewahren

Sicher, es sagt sich so leicht, aber ruhig zu bleiben ist die halbe Miete, wenn man sich in einer potenziell lebensbedrohenden Situation befindet. Klare Gedanken lassen sich so viel besser fassen, und klare Gedanken sind exakt das, was Sie jetzt benötigen. Ausserdem färbt Ihre Ruhe auch auf Ihre Begleiter ab – Sie müssen jetzt nämlich alle gemeinsam gelassen bleiben, so gut es in dieser Situation eben geht.

Als erstes sollten Sie nun alles, was einen Blitz anziehen könnte, weit genug von sich weglegen. Das kann ein Regenschirm sein, Ihre Steigeisen, der Eispickel oder der Wanderstock. Versuchen Sie, diese Gegenstände mindestens ein paar Meter von sich zu entfernen.

Unwetter in den Bergen: sichere Orte

Bei der Suche nach einem sicheren Ort bei Gewitter machen Menschen in den Bergen oft entscheidende Fehler. Enorm gefährlich ist es, sich in der Nähe von Wasser aufzuhalten, etwa an Speicherseen, Wasserfällen oder Bergbächen. Auch aufragende Bäume oder Masten (für Seilbahnen oder elektrische Leitungen beispielsweise) ziehen Blitze an, sie gilt es ebenso zu meiden wie Berggipfel oder ausgesetzte Grate. Dort ist die Einschlagwahrscheinlichkeit deutlich höher.

Suchen Sie stattdessen in grossen Höhen einen Platz unter einer kleinen Felswand und setzen oder legen Sie sich im Abstand von mindestens zwei Metern zur Felswand auf den Boden. Der Blitz wird sich in der Regel den obersten Wandpunkt als Ziel suchen, und durch den Abstand zum Wandfuss vermeiden Sie es, von überspringenden Erdströmen erfasst zu werden. Sehr unsichere Orte sind hingegen Waldränder (gehen Sie lieber in den tiefen Wald hinein), freistehende Felstürme, ein Zelt oder eine Bergwiese.

Auf frühe Anzeichen eines Gewitters achten

Die richtige Körperhaltung kann entscheidend sein. Idealerweise sitzen Sie mit angezogenen Knien auf einer isolierenden Unterlage, etwa auf dem Kletterseil oder Ihrem trockenen Rucksack. Lehnen Sie sich nirgendwo an und minimieren Sie die Kontaktfläche zum Boden, um Kriechströmen entgegenzuwirken.

Jedes Unwetter schickt Vorboten. Sie müssen nur dazu in der Lage sein, diese zu entdecken und richtig zu lesen. Vertrauen Sie nicht nur Ihrer – hoffentlich exzellenten – Wetter-App, sondern auch Ihren Instinkten. Wenn sich etwa Wolkentürme und Quellwolken bilden, wo eben noch Schönwetterwolken waren, wenn der Wind auffrischt oder in der Luft von einem Surren erfüllt ist, das von elektrischer Ladung stammt, dann nichts wie weg und einen sicheren Platz suchen. Wärmegewitter im Sommer bilden sich oft unvermittelt inmitten einer Schönwetterperiode und sind schwerlich vorhersagbar.